Ich war ehrlich am überlegen, ob der Thread wirklich noch genug Relevanz besitzt, dass ich hier meine 5 Cent über das Spiel zusteuern kann. Hab mich aber dafür entschieden. Hab in den letzten Tagen meine Freundin schon genug mit meinen Stories zu Red Dead Redemption 2 genervt.
Ich bin aktuell im ersten des zweiteiligen Epilogs, denke aber, da die Story nach Kapitel 6 ihren Höhepunkt erreicht hat (den Epilog sehe ich dafür aber als Überleitung zum Vorgänger) und ich auch mit großer Wahrscheinlichkeit schon über 50 Stunden ins Spiel gesteckt habe (da die Spielzeit nicht angezeigt wird können es auch locker bereits 15 Stunden mehr sein), kann ich mich langsam einem Fazit nähern.
Für mich hat Red Dead Redemption 2 einfach neue Maßstäbe in Sachen Storytelling gesetzt. Zum einen zeigt das Spiel, dass man in einer Open World eine beeindruckende Geschichte erzählen kann. Besonders die japanischen Entwickler sollten RDR 2 so lange studieren, bis sie keine Pferde mehr sehen können und schreiend davonlaufen, sobald sie einen Cowboyhut sehen.
Doch für mich punktet RDR 2 auch im allgemeinen als Referenz, wenn es ums Storytelling geht. In einer Zeit, wo Protagonisten in Videospielen eigentlich nur noch leere Hüllen sind, hat Rockstar mit Arthur Morgan eine Figur geschaffen, an die ich mich für immer erinnern werde. So war es bei John im ersten Teil aber für mich zählen da auch noch andere legendäre Figuren wie Big Boss/Solid Snake oder auch Kratos dazu. Doch bei Arthur verhält es sich noch anders. Zum einen kommt es natürlich drauf an, wie man ihn spielt. Zum anderen ist es aber auch, wie Rockstar diesen Charakter aufbaut. In den ersten 10-15 Stunden hat man da diesen rauen, ja wirklich schon unsympathischen Typen, einen Verbrecher der vor nichts halt macht. Doch am Ende von Kapitel 6 hat man einen Mann vor sich, der weder um Vergebung sucht oder sich in Selbstmitleid flüchtet, aber auf einmal anfängt, sein komplettes Leben zu hinterfragen sowie sein Leben einen Mann zu widmen, der in Wahrheit unsicher, voller Selbstzweifel und komplett Wahnsinnig ist.
Rockstar verlangt nicht, dass man mit Arthur gegen Ende sympathisiert oder ihm seinen Wandel abkauft, aber ich kann mir selbst nicht vorstellen, dass, wenn man wirklich so viele Stunden in dieses Spiel gesteckt hat, dass das Schicksal dieser Person einem völlig egal sein wird. Für mich ist die Idee, wie man mit Arthur im Verlaufe des Spiels verfährt, eine Fortsetzung von dem, was Kojima in Metal Gear Solid 4 mit Snake getan hat.
Am Ende beim Showdown saß ich fast durchgehend mit feuchten Händen und glasigen Augen da und habe kaum noch eines meiner Ziele richtig ins Visier nehmen können. Mit den beiden Theme Songs die im Verlaufe von RDR 2 ertönen, hat man es noch einmal geschafft, die Dramaturgie zu erhöhen.
Spielerisch hats mir auch sehr gut gefallen. Wobei ich nun an dem Punkt jedoch angekommen bin, wo sich einige Events wirklich dann mal recht unschön wiederholen (wobei ich mich bei dem Umfang da nicht groß beschweren will). In Kapitel 6 hätte man ruhig eine ähnliche Schnellreise wie in Teil 1 anbieten können, zu dem Zeitpunkt wird man die Karte eigentlich komplett erkundet haben. RDR 2 ist aber auch noch geplagt von einigen Bugs und Glitches, die die brillant inszenierten Schießereien immer wieder negativ beeinträchtigen. Meine Kritik, dass jeder erhältliche Controller zu wenig Knöpfe für Red Dead Redemption 2 besitzt, die bleibt tatsächlich auch bestehen.
Fällt aber alles nicht all zu sehr ins Gewicht. Vom Gameplay her kann es aber nicht mit der Inszenierung der Story mithalten, dafür müsste Rockstar noch etwas an Politur auftragen. In der Story gibts natürlich auch noch ein paar Arcs, wo ich mir eine etwas bessere Auflösung gewünscht hätte, aber das ist dann doch zu sehr Spoiler-Territorium.
Und so schiebt sich Red Dead Redemption 2 doch noch knapp vor God of War in meiner Top 3 2018. Und auch wenns ein hartes Rennen zwischen beiden Red Dead Redemptions ist, ich denke, Teil 2 hat mir noch besser gefallen, einfach auch, weil das Spiel Teil 1 noch einmal aufwertet, relevanter erscheinen lässt und viele Lücken schließt. Wieso Rockstar es also nicht schafft, zumindest ein Remaster anzubieten in über 8 Jahren, ist mir ein Rätsel. Ein digitaler Release würde mich schon reichen. Für PC ist es nie erschienen, weshalb man es sich auch nicht einfach auf Steam schnell besorgen kann. Und meine PlayStation 3 krame ich bei meinem Mangel an HDMI-Plätzen nun auch nicht mehr raus. Wäre cool, wenn Rockstar da was nachlegen würde, ich denke aber, man haut nun den von Mikrotransaktionen verseuchten Multiplayer raus, bringt eine PC Version raus und dann hat sich das. Mit etwas Glück wirds noch Undead Nightmare 2 geben. Allerdings als spezielles Event in Red Dead Online vermutlich