Eure Meinung zu Altersfreigaben und den aktuellen Ereignissen (Aktueller Poll) 23
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- Altersfreigaben sind wichtig, die Behörden sind aber unlängst über ihr eigentliches Ziel hinausgeschossen (16) 70%
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- Sämtliche Systeme rund um Altersfreigaben benötigen eine Revision (6) 26%
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- Altersfreigaben sind pflicht und danach sollte sich jeder richten (4) 17%
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- Altersfreigaben interessieren mich nicht, da ich alt genug für jedes Spiel bin (4) 17%
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- Fremde Individuen entscheiden, welches Spiel ich spielen darf und welches nicht? (3) 13%
Es gibt bestimmt bereits einen Thread, der sich mit der USK befasst, ich habe aber was anderes mit dem Thread vor (und Mithilfe ist wie immer gerne erlaubt, um das Thema aktuell zu halten). Sinn des Threads ist es, alle bekannten Behörden rund um Altersfreigaben näher zu bringen, die Behörden und ihre Prüfvorgänge zu erklären. Da reicht es von altertümlich (USK), bis zu völlig abgedreht (CERO). Das ganze hier soll natürlich keine Hasstirade gegen die USK werden, sollte das Thema in solche Bahnen lenken, werde ich vermutlich beantragen, den Thread schließen zu lassen. Wichtig ist es, in die Debatte zu finden, und die wird von den Behörden, egal ob Deutschland, USA oder Japan, selbst befeuert mit der immer wieder gleichen Philosophie: "Die Behörden zensieren keine Spiele".
Während der Spruch eine absolute Tatsache ist, ist es dennoch nichts weiter als heiße Luft, denn um kommerziell erfolgreich zu sein, braucht man heutzutage eine komfortable Altersfreigabe und der Entwickler hat manchmal kaum eine andere Wahl, als sich dem Publisher zu beugen, um die bestmögliche Altersfreigabe zu erhalten. Änderungen und zusätzliche Zensuren sind somit vorprogrammiert.
Die Idee für den Thread gab mir nicht einmal das aktuelle Thema rund um die USK, sondern ein übersetztes Interview mit einem hochrangigen Mitglied der japanischen CERO, Kazuya Watanabe. In dem Interview mit 4Gamer geht es unter anderem darum, warum westliche Spiele in Japan häufig die höchste Altersfreigabe erhalten oder nachträglich für den japanischen Markt angepasst werden müssen oder unter Umständen erst gar nicht erscheinen.
Daher würde ich die CERO auch gerne als primäres Gesprächsthema mit einbinden.
Doch zuvor erst einmal ein kleines Behörden-101.
Wer sind die bekanntesten Behörden, wenns um Altersfreigaben geht?
Deutschland: USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle). Gründung: 1994
Nordamerika: ESRB (Entertainment Software Rating Board). Gründung: 1994
Australien und Neuseeland: OFLC (Office of Film and Literature Classification). Gründung: ???
Japan: CERO (Computer Entertainment Rating Organization). Gründung: 2002
Europa: PEGI (Pan European Game Information). Gründung: 2003
Wer sind die härtesten Vertreter dieser Behörden?
Alle Behörden haben ihre Eigenarten, auch die ESRB und die PEGI sind bekannt, relativ kleinlich sein zu können. Für Aufsehen sorgt aber stets die USK, die OFLC und die CERO. Die USK war besonders in den 90ern und Anfang der Jahrtausendwende ein unangenehmer Gegner für Publisher und Entwickler. Ähnlich agiert die OFLC, die jedoch noch strikter als die USK ist und erst seit einigen Jahren überhaupt eine "R18+" Freigabe anbietet. Trotzdem erhalten noch immer zahlreiche Videospiele in Australien und Neuseeland keine Altersfreigabe. Besonders abgesehen hat es die OFLC auf Spiele mit sexuellen Inhalten. Als nächstes kommt auch schon die CERO aus Japan, die 2003 gegründet wurde. Einer der Hauptanstöße für die Gründung der Behörde waren die Kindermorde von Kobe, wo ein 14 jähriger Schüler zwei Grundschüler auf brutale weise ermordet hat. Diese und viele weitere blutige Taten wie das berüchtigte "Sasebo Slashing" aus dem Jahre 2004, wo eine 11 jährige Schülerin ihre 12 jährigen Klassenkameradin grausam in der Schule erstochen hat. Aus diesen Gründen sieht man in japanischen Spielen extrem selten, dass man Gegner unter anderem Körperteile abtrennen kann. Solche Inhalte werden meistens mit einem Z-Rating (ab 18) oder einer Verwehrung der Freigabe geahndet. Eine hohe Altersfreigabe erreichen auch sexuelle Inhalte. Nacktheit ist verboten in von der CERO geprüften Spielen.
Wie sehen die Prüfverfahren der Behörden aus?
Jede Behörde setzt auf eigene, einzigartige Prüfverfahren. Am aufwendigsten dürfte das Prüfverfahren der USK sein, wo das jeweilige Gremium jedes Spiel selbst spielt und, laut ihren eigenen Angaben, durchspielt um sich ein endgültiges Urteil erlauben zu können. Die ESRB aus Nordamerika bewertet anhand von Videoclips, die sie von den Publishern zugesandt bekommen. Die ESRB setzt selbst keine Hand ans Spiel an, durch das Prüfverfahren der ESRB sind schon so manche Leaks zustande gekommen.
Die CERO aus Japan setzt auf ein ähnliches Model wie die ESRB, nämlich Videoclips, prüft allerdings komplett anders und lässt die Inhalte von Menschen aus dem Volk bewerten (circa 3 Prüfer pro Spiel, Aufwandsentschädigung für die Prüfer, Teilnahme ab 20 Jahre).
Was die Publisher in Europa wollen
Die Publisher wollen für den europäischen Markt ein einheitliches Rating-System. Mit der PEGI hat man auch einiges an Zuspruch erhalten. Die britische BBFC hat sich relativ schnell davon verabschiedet, keine Videospiele mehr zu prüfen und diese Aufgabe der PEGI überlassen. Videospiele in Großbritannien werden also von der PEGI geprüft. Viele Publisher gaben ihre Unzufriedenheit preis, dass in Deutschland immer noch eine eigene Behörde Videospiele prüft. Aus kommerziellen Gründen (Geld für die Prüfung) und aus praktischen Gründen. In Deutschland ist jedoch auch in absehbarer Zeit nicht das Ende der USK in Sicht. Die Freigaben der PEGI haben in Deutschland keinen Wert.
Welche Inhalte werden geprüft?
Die USK prüft beispielsweise keine digitalen Inhalte. Theoretisch wäre es möglich, ungeprüfte Inhalte in den Konsolen-Stores zu veröffentlichen, sowohl Sony, Nintendo als aber auch Microsoft bestehen darauf, dass nur Inhalte mit einer Altersfreigabe im Store landen. Dies hat aber mehr mit den Entscheidungen der 3 großen Hersteller zu tun und wird auch international so gehandhabt. Die CERO tanzt hier wieder etwas aus der Reihe. Die Japaner prüfen hauptsächlich Konsolen-Titel, dafür aber nur ausgewählte PC-Spiele und digital angebotene Videospiele. DLC werden von der CERO nicht bewertet, weshalb ein "Uncut DLC" für The Evil Within in Japan möglich war, der das Spiel jedoch immer noch nicht "Uncut" gemacht hat.
Die Websiten der Behörden, bei denen man aktuelle oder auch ältere Titel in ihrer Online Datenbank nachschlagen kann:
USK: Link
ESRB: Link
OFLC: Link
CERO: Link
PEGI: Link
Medien
Mini Doku über die Gründung der ESRB von Gaming Historian (Englisch, sehr empfehlenswert, großartig recherchiert)
[Youtube]
Aktuelles Thema: Das Prüfverfahren der japanischen CERO gewährt neue Einblicke in das System der japanischen Behörde
Übersetztes Interview eines Gesprächs zwischen 4Gamer und der CERO (Englisch)
Da das Interview doch recht lang ist, kann ich leider keine deutsche Übersetzung anfertigen, da mir dazu Nerv und Zeit fehlt Ok, eher der Nerv^^
Wer Englisch jedoch beherrscht, eure Zeit wird sicherlich nicht geraubt. Das Interview gibt einen sehr interessanten Einblick in ein völlig kurioses Prüfverfahren, dass nicht nur für teilweise absurde und strenge Altersfreigaben in Japan sorgt, sondern das Prüfverfahren auch teilweise die westlichen Spiele daran hindert, sich in Japan zu etablieren da aufgrund der vielen hohen Freigaben und Verweigerungen seitens der CERO kaum eine wirklich faire Beurteilung möglich ist.
Da das Thema erneut eine unglaubliche Relevanz gewonnen hat, wäre es natürlich schön, wenn es eine kleine Debatte gibt und der Thread nach und nach ergänzt wird, auch um neue News rund um Zensuren aus aller Welt und Verweigerungen von Altersfreigaben. Das Thema ist etwas mürb und trocken, aber sicherlich nicht unwichtig. Ich werde jedenfalls versuchen, den Thread aktuell zu halten.
Wer was dazu beisteuern will: Censored Gaming darf gerne als Quelle benutzt werden, aber bitte nicht alles 1:1 kopieren. Danke : )