Point & Click Adventures

  • Ich werde es mir später mal anschauen, aber erstmal will ich was zocken, was ich schon habe. Vielleicht fange ich den Tentakeltag einfach nochmal an, ist ja auch schon wieder eine Weile her.

  • @Mahiro


    Natürlich musst du dich jetzt nicht durch irgendwelche alten Schinken quälen, wenn du das nicht möchtest, aber man kann trotzdem unabhängig vom Genre abwägen, was man gerne möchte. Also ob mehr Fokus auf die Geschichte wichtig ist oder doch mehr das Rätseln. Oder vielleicht sind dir ja die Dialoge wichtig oder halt der Grafik-Stil. Alles Dinge, die komplett unabhängig sind und dich schon mal in eine grobe Richtung lenken könnten.


    Willst du Humor und eher abgedrehtes, stehen dir sämtliche Spiele von Lucas Arts und zum Teil auch die von Daedalic zur Verfügung. Willst du eher was bodenständiges oder ernstes findest du da in meiner Auflistung auch einiges in der entsprechenden Kategorie. Auch sind längst nicht alle der aufgelisteten Games uralte Schinken und es gibt ja auch noch die Möglichkeit, im Zweifel sich ein paar Videos oder Let's Plays anzusehen. Und wie bereits geschrieben, gibt es von vielen älteren Spielen auch Versionen, die etwas aufpoliert wurden.


    Zum Schwierigkeitsgrad kann ich nur sagen, dass die von mir gelisteten Spiele eigentlich recht fair sind und mit etwas Auffassungsgabe auch ohne großes Nachgucken in einem Run machbar sind. Da gibt es dann noch deutlich schlimmere Games, die ich jemandem ohne Erfahrung nicht empfehlen würde, wie z.B. die Spiele der Myst-Reihe oder ähnliches.


    Guck einfach mal meine Liste durch (wenn du das möchtest, kein Zwang und so) und du wirst sicher fündig.

  • Als alter Abenteurer muss ich mich bei dem ein oder anderen Eintrag dann doch zu Wort melden. Vieles kenne ich ja auch.

    - Maniac Mansion
    - Zak McKracken

    Das sind wirklich steinalte Klassiker und deshalb nur bedingt zu empfehlen, wenn man sich erstmal vorsichtig ins Genre vortasten will. Neben der Grafik von vor 1000 Jahren gibt es hier auch etliche Unannehmlichkeiten und soweit ich weiß auch die Möglichkeit, in einer Sackgasse zu landen, z.B. das Kreditkartensystem aus McKracken. Und die frei zusammenstellbare Truppe aus MM dürfte auch für Probleme sorgen, wenn man festhängt und eine Lösung braucht.



    - Loom
    - The Dig (das einzige Adventure, welches etwas aus der Reihe fällt, da andere Rätsel und mit deutlich ernsterem Hintergrund)

    Die fallen beide in diese Sparte. Loom hat keine Befehle oder Inventar, sondern wird komplett über einen Musikstab gespielt, der das Standard-Interface ersetzt. Auch die typischen Gespräche mit Antworten entfallen und Humor ist nicht vorhanden. Auf jeden Fall was anderes.



    - Baphomets Fluch

    Würde da auch den dritten Teil mit reinnehmen, aber der ist zugegeben auch schwächer als die ersten beiden oder der Sündenfall, also sollte man nicht damit anfangen. Bei der Reihe empfiehlt es sich durchaus, in der korrekten Reihenfolge vorzugehen. Zwar sind alle Spiele größtenteils voneinander unabhängig, aber George wird da mit jedem Akt ironischer. Teil 4 ist da auch die Bauchlandung und lohnt sich eigentlich nur der Vollständigkeit halber. Und weil der Herr Stoppelbart da recht fesch ist.
    Gibt übrigens noch Teil 2.5, ein Fanspiel, welches nach einem gelungenen Start aber schnell zur Pleite wird.



    - Discworld 1+2

    Der Erstling geht mir seit Wochen regelmäßig durch den Kopf. Würde den total gern spielen, aber weder bei GOG noch Steam erhältlich.



    - Simon the Sorcerer 1+2

    Beide sehr gelungen und auch bei den oben erwähnten Plattformen erhältlich. Hab sie momentan nicht auf dem Plan, weil ich auf einen Rabatt warte. Wobei die acht Euro pro Teil jetzt auch nicht die Welt sind. Freu mich da vor allem auf den zweiten Teil, der ist halt auch ein Stück Kindheit, wenn auch nicht so stark wie etwa LucasArts.
    Hast du dir da mal die Fortsetzungen angesehen?



    - Ni Bi Ru - Der Bote der Götter

    Bei dem Ding ist wirklich ein Wort der Warnung angebracht, da es einige saublöde Rätsel gibt. Häufig trifft man hier nämlich die typischen Layton-Aufgaben a la "Verschiebe die Platten, damit sich ein Muster ergibt" oder "Bewege die Juwelen und stimme sie farblich aufeinander ab". Das Problem hierbei ist allerdings, dass jede Bewegung gespeichert wird. Man kann die Rätsel nicht zurücksetzen, bei einem neuen Versuch sind sie im gleichen Zustand, wie man sie verlassen hat. Dadurch ist es unmöglich, zu einer Lösung zu greifen, wenn man erstmal begonnen hat. Und grade zum Ende gibt es eine Aufgabe, deren Lösung eine komplette Seite im Word braucht.
    An sich kein schlechtes Spiel, aber dadurch wird's halt echt zu einer Katastrophe.



    - The Wispered World (meines Erachtens nach der schönste Titel, den sie je gemacht haben)

    Da sitz ich grad dran. Die Präsentation ist ohne zweifel wunderschön und auch der Humor ist herrlich pessimistisch, aber die Rätsel sind zum Teil echt bescheuert und ohne die Hotspot-Funktion kommt man kaum weiter, da grenzt das Ding fast schon an ein Suchspiel.


    Könnt noch mehr schreiben, bzw. mich generell hier im Thema beteiligen, vielleicht kommt noch was. Aber jetzt hab ich wenigstens die Motivation, später im Durchgespielt-Thema The next big Thing durchzukauen, welches hier auf der Liste gar nicht vertreten ist.

  • Danke für deine Ergänzungen und Erläuterungen, Fangfried.


    Ich habe jetzt natürlich nur eine Auflistung von dem gemacht, was ich auch komplett durchgespielt hatte (Baphomets Fluch 3 und 4 z.B. hatte ich nur angespielt und sie haben mir eher weniger zugesagt) und natürlich sind manche Spiele dabei, die auch von meiner Seite nicht uneingeschränkt zu empfehlen sind. Allerdings sind das durch die Bank Spiele, auf die man zumindest mal einen Blick werfen kann. Aber ansonsten gebe ich dir in Bezug auf die von dir aufgeführten Beispiele natürlich Recht. Nicht alles ist perfekt, sowie manches schon sehr alt. Jedoch gibt es gerade im Adventure-Bereich abseits davon auch noch so viel unsäglichen Müll, der weit weniger empfehlenswert ist, vor Allem für Neueinsteiger.


    Von den Simon-Games habe ich nur die ersten beiden gespielt. Gehört und gesehen habe ich von den anderen, aber gespielt hatte ich sie nicht. 3D soll ja ziemlich misslungen sein und die neueren Teile eher solide. Möglicherweise kann man sich die noch geben, aber so wirklich Lust drauf hatte ich bisher noch nicht. Die beiden alten sind aber klasse, wobei mir der erste einen Ticken besser gefällt.


    The Whispered World hat mir vor allem wegen der Story gefallen. Es gab einige Rätsel, die schon etwas knackiger waren und einige sind schon etwas zu abgehoben, aber insgesamt gab es da schon schlimmeres. Bin aber gespannt, was du noch dazu sagst, aber da du gerade dran sitzt, werde ich dazu keine weiteren Worte verlieren.

  • Bei der geflüsterten Welt ist das eher so eine Berg- und Talfahrt. Der Humor ist sehr gut, Sadwick hat halt wirklich zu alles und jedem einen miesepetrigen Kommentar, aber wenn ich an das Uhren- oder das Kanonenrohrrätsel denke, das ist echt schon jenseits der Schmerzgrenze und fern jeglicher Logik. Frag mich da auch, ob es überhaupt eine zweite Chance gibt, wenn man im Baum die Bomben frühzeitig zündet, man bekommt ja sonst keine mehr.
    Und auch jetzt im zweiten Kapitel lässt mich das Spiel lässt mich das Spiel ziemlich hängen. Kalinda soll man halt wecken, aber man bekommt keinerlei Anhaltspunkt, wie.


    Aber auf die Handlung bin ich ebenfalls gespannt und wo das hinführen wird. Ist ja eher selten der Fall, dass man die Welt zerstören soll.

  • Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber fehlschlagen kann soweit ich weiß erstmal nichts. Manche Hinweise waren auch sehr gut versteckt oder nur sehr kryptisch, aber ich fand meinen ersten Durchlauf schon noch im Rahmen. Zwischendurch hatte ich aber auch den ein oder anderen Hänger und kam länger nicht voran. Da bin ich aber schon abgehärtet, jedoch stimmt es schon, dass man als Neuling schnell frustriert von sowas sein kann.


    Trotzdem hätte ich durchaus mal wieder Lust auf den Titel. Habe ja noch das Original hier stehen. Fand es damals sehr cool, dass man als eine Hommage an ältere Kopierschutz-Systeme hier Würfel mit beigepackt hatte, die man anwenden kann, um das Spiel zu starten. Ähnlich wie z.B. die Drehscheibe von Monkey Island oder sowas.


    Sadwick ist schon sehr cool mit seiner Art und ich finde auch, entgegen so einigen anderen Meinungen, den Sprecher klasse und Spot muss man einfach lieben, so knuffig wie diese kleine Raupe ist. Schön ist auch, wie man sie für die Lösung von Rätseln mit eingebunden hat. :)

  • Schön, dass es hier so viele P&C Spieler gibt. Das war schließlich auch jahrzehntelang mein Lieblingsgenre, ich habe sogar mal eine Zeitlang Tests für ein englischsprachiges Adventure-Magazin geschrieben, dass dann leider eingestellt wurde, als das Genre an Popularität verlor. Das war recht zufällig, dass ich da rankam, weil zu der Zeit gerade relativ hochwertige Adventures in Deutschland produziert wurden und hier entsprechend zuerst auf den Markt kamen.


    Zu Blade Runner und dessen Grafik, das Spiel benutzt keine Pixel sondern Voxel, das war Grafiktechnik, die dreidimensionale Pixel einsetzte und so recht ansehnliches 3D auch ohne 3D Beschleuniger-Karte ermöglichte, dafür allerdings dann sehr CPU-lastig war. Der bekannteste Titel, der diese Grafik auch bekannt machte, dürfte der Action-Flugsimulator Commanche gewesen sein. Für ein Adventure war das eine interessante Entscheidung. Diese waren ja fast immer 2D und wurden auch viel auf Office-Rechnern gespielt. Dank der Voxel hatte Blade Runner also 3D Figuren und lief trotzdem auch auf nicht Gaming-PCs.

  • Spontan hatte ich nun Machinarium begonnen, welches ich anscheinend mal im Sale für Android holte. Die Handlung wird hier wohl sehr subtil bleiben. Vermutlich spielt man hier von Screen zu Screen, anstatt man über mehrere Locations denken muss. Naja, dadurch ist es einsteigerfreundlich, aber für mich eher wie ein Puzzler zu handhaben, wo man ab und zu mal einige Level spielt. So ist es nicht unbedingt etwas, das man möglichst am Stück zockt.

  • Das LP mit Larry habe ich zu Ende gesehen. Ist ganz nett, aber nichts, was ich nun selbst zocken würde. Das LP zum Nachfolger würde ich mir aber auch noch ansehen. Was Machinarium betrifft, ist es vielleicht doch nicht so auf Einsteiger zugeschnitten. Ich bin nun erstmalig nicht nur auf einen Screen gebunden und muss Rätsel über mehrere Räume absolvieren. Ein Logikpuzzle hatte ich gemeistert und dann eher zufällig festgestellt, dass ich Boxen auf Rädern verschieben kann. Nun bin ich hier auf dem Screenshot in einem Turm gelandet und habe das nächste Logikrätsel ohne weitere Erklärung.



    Ich hoffe, dass ich durch dieses Rätsel auf die andere Seite zum Hund gelange, aber die Lust ist mir jetzt schon wieder vergangen. Wobei jetzt auf dem Screenshot fällt mir auf, dass anscheinend dieses rote Ding im Wasser bewegt wurde. Vielleicht muss ich den Hund rauflocken. Okay, das probiere ich als nächstes. Macht aber dennoch nicht so viel Spaß wie andere Games, wo man auch Dialoge führen kann und eher Items kombiniert als sowas hier.

  • Man kann Machinarium allerdings gerade das Fehlen von "echten" Dialogen zugutehalten, da das Spiel eben auch sehr gut ohne diese funktioniert. Hier kommt es manchmal tatsächlich darauf an, genau hinzugucken und die "Gespräche" (die Symbole in den Sprechblasen), richtig zu deuten. Eigentlich ist es auch ein recht kurzes Spiel, welches bis auf ein paar wenige Rätsel recht flott von der Hand geht. Allerdings weiß ich nun nicht, ob ich das auch als Einsteiger so empfunden hätte, da ich bis dato ja bereits unzählige Adventures durch hatte.


    Mir hatte es jedoch Spaß gemacht, weil es mal etwas anderes war und die Figuren, obwohl "nur" Roboter, sehr schön dargestellt werden. Generell hat das Spiel ein schönes Art-Design und einen interessanten Ansatz.


    An das von dir angesprochene Rätsel erinnere ich mich nur noch vage. Weiß leider auch nicht mehr, was man dort genau machen musste, aber es kann schon sein, dass dein Gedankengang der richtige ist. :)

  • Habe mir über Game Pass Immortality geladen, was vermutlich das Ende einer nicht zusammenhängenden Trilogie ist die mit Her Story begann, mit Telling Lies fortgesetzt wurde und mit Immortality nun vielleicht ein Ende finden wird. Damit kehrt Sam Barlow nach zweimal Silent Hill erstmals zum Horror zurück, wobei Horror natürlich ein völlig überzogener Begriff ist. Ich glaube ne Bezeichnung die in den letzten Jahren Anklang fand ist "Lynchian Horror" oder "Lynchian Mystery". Genau da möchte sich Immortality gerne sehen. Es ist kryptisch, sperrig, teilweise etwas surreal durch seinen wirren Aufbau. Meiner Meinung nach orientiert sich Sam Barlow hier ein wenig an das Laura Palmer Mysterium aus Twin Peaks und dem Kernthema aus Mulholland Drive, ebenfalls von David Lynch. Mit Marissa Marcel (großartiger Nachname) hat man in Immortality eine eigene Version von Laura Palmer geschaffen.


    Im Fokus steht die oben genannte Darstellerin die in 3 Filmen mitgespielt hat, die nie veröffentlicht wurden und dann spurlos verschwand. Ziel des Spieles ist es anhand der unzähligen Videos herauszufinden, was wirklich mit Marissa passiert ist.


    Immortality ist ein FMV Point and Click Adventure. Von der Aufmachung her ist das in Sachen FMV natürlich ne komplett andere Liga, da FMV Point and Click Adventures ja sehr häufig gerne mal purer Trash waren. Mein Einstieg in das Spiel war fragend und verwirrt auf die Menüs zu schauen. Jemand auf Steam oder ResetEra hat das Spiel damit verglichen, dass dir jemand ein riesiges Puzzle vor die Füße wirft und du musst es irgendwie zusammenbauen. Und das mache ich nun seit ein paar Stunden. Ich schaue mir Videoclips an die für mich kaum Sinn ergeben und klicke in den Videoclips unzählige Dinge an, die neue wirre Videoclips freischalten.


    Ja, ich bin mir sehr sicher, dass das am Ende irgendwo Sinn ergeben wird. Das Prinzip funktioniert natürlich so, dass man tiefer in den Kaninchenbau eindringt. Doch das ist mir teilweise zu anstrengend und aktuell rechtfertigen die Clips es nicht, komplett angeschaut zu werden. Ich tue es trotzdem. Das Spiel muss doch zudem ein Albtraum für Streamer sein so oft wie Marissa blank zieht.


    Man könnte eigentlich so viel aus dem Gameplay machen um es etwas spannender zu gestalten. Man hat zuerst einmal diese geile Optik wo man 3 verschiedene Filme hat die alle in unterschiedlichen Dekaden gedreht wurden und somit alle ihren eigenen Stil haben. Man kann die Videos rückwärts und vorwärts auf verschiedenen Geschwindigkeitsstufen abspielen womit man wirklich ein paar unheimliche Spielereien vollbringen könnte. Bisher ist da bis auf ein sehr gelungenes Video, welches sich ganz am Ende der Timeline befindet, noch nichts relevantes dabei.


    Ich hätte mir schon ein wenig gewünscht, dass Sam Barlow hier ein wenig von der großartigen Atmosphäre gebrauch macht, die es zum Beispiel in Shattered Memories gab. Dennoch habe ich Immortality noch nicht aufgegeben. Es ist nicht so, dass ich hier ein psychologisches Horror Spektakel erwarte, aber bisher war da noch nichts bei, was mich jetzt direkt mal vom Sofa fegen würde. Aktuell macht Immortality noch zu wenig aus seinem Potential, was eindeutig vorhanden ist.

    "Got weak and old

    Another goddamn year

    I got no new attitude

    For this fucking new year"



    Zuletzt durchgespielt:



    Balatro 9,5/10

    Final Fantasy VII Remake: Episode INTERmission 8/10

    Contra: Operation Galuga 7,5/10



  • Immortality



    So, ich bin mit Immortality prinzipiell durch, aber es gibt da doch noch einiges zu entdecken weshalb ich zu dem Spiel nochmal zurückkehren werde. Einmal nicht um mein Zwangsverhalten zu befriedigen sondern wirklich, weil ich Bock drauf habe, noch 1-2 ungeklärte Ereignisse zu lösen.


    Ich stand bei Immortality vor 2 Optionen. Entweder deinstalliere ich das Spiel oder ich lese mir endlich mal durch, was ich da machen muss denn das, was ich tat, war nicht zielführend. Und ich bin mir sehr sicher, die meisten Leute (wie man an den User-Scores auch erkennt) werden weder die Muße, Geduld noch die Motivation haben, sich länger als maximal 2 Stunden mit einem Spiel zu befassen welches dir nicht sagt, was du zu tun hast. So sehr ich ja dafür auch bin, Spieler nicht an die Hand zu nehmen, einen kleinen Schubs, wenn auch nur winzig, braucht man, um vorwärts zu kommen.


    Ich kann es mal relativ Spoilerfrei sagen: Um das Mysterium des Spiels zu knacken ist es nicht das Ziel, sich all diese Clips unzähligen, teils völlig belanglosen Clips anzusehen. Nur eine Handvoll trägt dazu bei, das Rätsel zu knacken. Hier liegt der Charme und gleichzeitig auch meine größte Kritik. Man hat sich wirklich die Mühe gemacht hier 3 Filme zu drehen (wenn auch keine kompletten), leider aber hat man die Möglichkeit verpasst, den Großteil der Szenen wirklich als spielerisch wertvolle Elemente unterzubringen. Natürlich kann man sich all die Clips auch nochmal chronologisch anschauen wenn man alle freigeschaltet hat (oder die Mehrheit davon) und man wird da auch noch etliches an interessanten Hintergrundinfos erhalten, aber zu wenige davon sind dann wirklich relevant für die Story. Die Clips sollen natürlich auch als Ablenkung dienen und den Spieler verwirren, hinter das wahre Mysterium zu kommen, aber sicherlich hätte man das auch interessanter gestalten können. Beim Ambrosio-Segment hat man dann zumindest noch viel Gepimper.


    Man wird vermutlich also einige Zeit vor Immortality sitzen, ohne zu wissen, was man tut. Wenn man diesen Kniff aber raus hat, dann bekommt man hier ein exzellentes interaktives Mystery-Videospiel geboten, wobei mir sehr oft ein Schauder über den Rücken gelaufen ist. Das erste mal, wo man eine Szene durch Manipulation so verändern kann, dass da auf einmal ein Wechselt stattfindet und da Personen zu sehen sind, die nie zuvor in irgendeiner anderen Szene aufgetaucht sind und man absolut keinen Plan hat, wie das nun zu dem bisher gezeigten passt, war für mich ein Highlight und eine erfrischen Abwechslung nach so vielen Hallway-Simulatoren die auf Horror machen. Wenn man einmal raus hat, wie man Szenen manipuliert, dann ist man wie im Tunnel und möchte immer mehr neue Szenen aufdecken. Das hat man ziemlich gut hinbekommen. Meine Frage, wie man aus diesen Fragmenten eine zusammenhängende Story hinbekommen soll wurde schnell geklärt. Auch gibt es hier einige Elemente, die Sam Barlow bereits in Silent Hill: Shattered Memories eingebaut hat. Auf Sounds achten, auf Vibrationen achten und die Wahrheit hinter anscheinend absurden Kleinigkeiten zu verstecken.


    Zu dem positiven Gesamteindruck kommt dann wirklich noch die gute darstellerische Leistung, was in einem FMV-Adventure ja fast schon Blasphemie ist. FMV und Trash sind so unverkennbar miteinander verknüpft, da muss man sich erstmal an guter darstellerischer Leistung und hohen Production Values gewöhnen. Hervorheben möchte ich hier also grundsätzlich die Leistungen von Manon Gage und Charlotta Mohlin. Da ist schon ne überraschend starke Performance für so ein Projekt bei.


    Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht einmal sicher, was nun den Abspann getriggert hat. Einige sagen, wenn man die letzte Szene in der Timeline manipuliert. Das war bei mir aber nicht der Fall. Ich glaube einfach, das Spiel triggert den letzten Mindfuck und somit die Credits, wenn man genug Hinweise gesammelt hat, wo das Spiel meint, du hast genug davon gesammelt um die Geschichte halbwegs zu verstehen. Allerdings, sofern es einem gefallen hat, wird man auf alle Fälle noch wissen wollen, wie andere Story-Elemente zusammengehören.


    Das Spiel ist natürlich ne Hommage an das Arthouse-Kino (dem kürzlich verstorbenen Jean-Luc Goddard hätte es vielleicht sogar gefallen). Die Besonders die Segmente "Ambrosio" und "Minsky" sind eine Liebeserklärung an das Exploitationskino der 60er/70er Jahre. Ambrosio basiert ja auch tatsächlich auf einer Literaturvorlage, nämlich der noch heute skandalöse Gothic-Roman "The Monk" von Matthew Lewis. Ich hatte aber auch vorab schon erwähnt, da mich besonders nun das Cover von Immortality wieder an das Foto vom Abschlussball von Laura Palmer erinnert, Immortality ist auch viel David Lynch. Twin Peaks oder Mulholland Drive wird Barlow bestimmt gesehen haben. Aber auch etwas Cigarette Burns von John Carpenter ist hier enthalten (vielleicht gar nicht mal etwas sondern eher schon recht viel).


    Immortality lässt aber auch immer noch genug Freiraum für weitere Interpretationen. Es wird nicht alles aufgeklärt, einiges bleibt kryptisch.


    Dass das Spiel mir wirklich gefallen hat, beweist, dass ich mir auch jetzt nachträglich noch Gedanken drüber mache und dann gerne am Abend auch nochmal zum Spiel zurückkehren möchte. Von der Wertung her könnte es eigentlich in beide Richtungen gehen, ich einige mich hier aber auf einen Mittelwert von einer 7,5/10. Hätte ich nicht mal nachgelesen, wie man im Spiel voran kommt, hätte ich es deinstalliert. Dazukommen weiterhin die viele belanglosen Clips, wo ne menge Potential verschwendet wurde. Andererseits stehen dann aber auch die sehr gelungenen positiven Aspekte im Raum die Immortality zumindest für mich zu einer sehr einzigartigen Erfahrung gemacht haben. Besonders, da das Horror/Mystery Genre in Videospielen aktuell für mich so tot ist wie ein römischer Legionär. Dass ausgerechnet ein FMV-Adventure mir hier eine Freude bereitet hat, damit habe ich nicht gerechnet.


    Aber hier sei auch nochmal gesagt: Selbst, wenn man weiß, was man zu tun hat ist und bleibt es ein sehr spezielles Projekt welches vermutlich mehr Spieler abschrecken als für sich gewinnen wird.

    "Got weak and old

    Another goddamn year

    I got no new attitude

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    Zuletzt durchgespielt:



    Balatro 9,5/10

    Final Fantasy VII Remake: Episode INTERmission 8/10

    Contra: Operation Galuga 7,5/10

  • Zu dem positiven Gesamteindruck kommt dann wirklich noch die gute darstellerische Leistung, was in einem FMV-Adventure ja fast schon Blasphemie ist. FMV und Trash sind so unverkennbar miteinander verknüpft, da muss man sich erstmal an guter darstellerischer Leistung und hohen Production Values gewöhnen

    Da muss man aber auch sagen, dass die Zeiten doch schon seit einigen Jahren vorbei sind. Wales Interactive hat ja auch bereits wirklich hochwertige Sachen in dem Bereich gebracht. Late Shift hatte ich z.B. als Lets Play komplett gesehen und dacht mir auch immer es mir selber mal zu holen, weils wirklich gut war. Glaub nur ein zwei dinge störten mich oder fand ich seltsam von der Story. Aber irgendwie... mir fehlt dann doch irgendwo die Motivation FMV Spiele zu kaufen und zu spielen. Denke inzwischen auch, dass es dazu nicht mehr kommen wird, auch wenn ich nen paar noch auf der Wunschliste hab.
    Jedenfalls hat sich durchaus verändert, was den Trash Anteil anbelangt. Man mag es kaum glauben :D Ich muss zugeben, dass ich auch überrascht bin, dass Immortality auch in die Kerbe schlägt, da ich fand, dass der Trailer echt trashig wirkt :D

  • @Weird


    Ja, ich glaube auch FMV-Adventures haben sich über die Jahre weiterentwickelt. Was man vermutlich auch modernen Kameras und Technik zu verdanken hat :D Bei Schauspielern setze man damals oft auf Laien und die wussten größtenteils auch nicht, was sie tun sollen da alles vor ner grünen oder blauen Wand entstanden ist und es nur selten richtige Sets gab. Erinnere mich da mit Freuden an Gabriel Knight 2 :D Da kommt natürlich dann noch die herrliche deutsche Synchro zu, wobei das Spiel eigentlich ja besonders in englischer Sprache ein Hochgenuss ist. Hatte mir erst kürzlich via GOG beide Phantasmagoria Spiele geholt, hab mich aber noch nicht getraut, eines davon zu spielen. Dank ScummVM laufen die die ganzen Oldtimer ja ohne weiteres zutun des Nutzers ohne Probleme auf modernen Betriebssystemen. Hatte mir da noch einige andere Klassiker geholt wie auch Indiana Jones and the Fate of Atlantis.


    Moderne FMV-Adventures sind da aber natürlich heutzutage ein ganz anderes Level. Du hast ja schon Late Shift genannt. Selbst aus Japan gibt es da einiges. Da rede ich nicht einmal von 428: Shibuya Scramble oder noch immer relativ neu Death Come True von Kazutaka Kodaka, dem Macher von Danganronpa. Die Chinesen hauen auch recht hochwertige Produktionen raus wie Underdog Detective.


    Ich würde Immortality dennoch auf ein anderes Level hieven was Aufwand und auch Ernsthaftigkeit angeht. Ich glaube so ein Hauch von Trash haftet auch modernen Spielen noch an, ist hier aber schon viel eher ein Stilmittel. Beim Ambrosio-Segment gibt es halt absichtlich solch völlig übertriebene Momente wie es bei Filmen dieser Art üblich war. Muss da an Argento denken. Ambrosio ist eindeutig an das alte italienische Giallo-Genre angelehnt. Bei Immortality muss man dann halt unterscheiden ob das gerade die Filmszenen sind die man schaut oder die Clips, die anders entstanden sind und sich mit dem Privatleben der Leute auseinandersetzen. Finde, den Spagat hat man ganz gut hinbekommen.

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    Final Fantasy VII Remake: Episode INTERmission 8/10

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