Ich hatte letztens das Steelbook günstig bekommen (die neue Trilogie wird auch alleine aus gründen der Komplettierung weiter gesammelt) und brauchte zwei Anläufe für den Film. Zwei Anläufe bei Star Wars ist ein Ding der Unmöglichkeit bei mir, selbst bei Episode 1-3. Ich hatte immer die Hoffnung, Episode VIII würde mich im Heimkino besser für sich gewinnen können als es noch im Kino der Fall war. Aber es funkt einfach nicht. Da ist wenig, und das wenige reicht nicht aus um den Film zu etwas zu machen, was den Name Star Wars verdient. Optisch und handwerklich sind die letzten Jedi auch weiterhin über jeden Zweifel erhaben (allerdings auch hier nicht ganz so brillant wie Blade Runner 2049, aber das ist wohl eher Geschmackssache), inhaltlich ist der Film aber nicht nur kontrovers, sondern auch provokant.
Warum zerstört man etwas, was man rund 40 Jahre lang aufgebaut hat? Episode VIII wirkt da besonders destruktiv während die Wendungen am Ende von Episode VII durchaus noch ihre Wirkung erzielt haben.
Allerdings bin ich niemand, der hier komplett auf den Disney Hate-Train aufspringt. Wie gut Disney etwas handhaben kann sieht man an Marvel Studios und selbstverständlich noch bei den Filmen, die unter dem Disney-Label laufen (damit meine ich größtenteils die Animationsfilme). Für Star Wars, wie wir es jetzt kennen, sind größtenteils die Leute verantwortlich, die hinter der Kamera agieren. Da wären Kathleen Kennedy, eine langjährige Weggefährtin von Lucas die jetzt die Geschicke leitet. Sie hat bei den meisten Entscheidungen das letzte Wort. In der neuen Episode war auch noch Abrams involviert, wenn auch nur noch als einer der Produzenten. Der Mann der aber den größten Anteil an dieser Episode trägt ist Rian Johnson. Und hier muss man einfach sagen, dass man ihm einfach viel zu viele Freiheiten gelassen hat. Johnson ist, per se, ein verdammt guter Filmemacher, aber er passt einfach nicht zu Star Wars. Villeneuve passt zu Blade Runner, Johnson aber nicht zu Star Wars. Beide Filmemacher kommen ungefähr aus der gleichen Zunft, anspruchsvolle Science-Fiction. Das funktioniert nur nicht bei Star Wars. Es fehlt ein klares Konzept.
Episode VIII hat weder Hand noch Fuß. Die Handlung ist ein konfuses Durcheinander. Es werden neue Plots gestrickt die entweder im Sand verlaufen oder die handelnden Personen abgeschlachtet werden. Den Zwist zwischen Mark Hamill und Rian Johnson hatte ich ebenfalls mitbekommen (am Set waren sich ja beide extrem uneinig darüber, wie es mit Luke weitergehen soll) und werde ich mir sicherlich noch auf der Bonus-Disc im Making Of genauer ansehen. Aber das bestätigt ja eher, wie zerrütet das Verhältnis aller Verantwortlichen ist. Dass man Luke Skywalker zu einem kautzigen alten Erimit gemacht hat war die Idee von Rian Johnson. Die Idee selbst finde ich nicht einmal schlecht, aber es ist einfach nicht mehr Luke Skywalker und sicherlich auch nicht der Weg, eine bekannte Ikone so zu präsentieren.
Am Ende fehlt es Episode VIII einfach an einer Idee. Und da steckt man momentan in einer völligen Sackgasse. Meiner Meinung nach hat Abrams in Episode VII genug etabliert, um Stoff für eine Fortsetzung zu liefern. Man hätte die Erste Ordnung besser in die Geschichte eingliedern können, Snoke in den Mittelpunkt stellen können, neue interessante Planeten präsentieren. Stattdessen bekommt man folgendes:
- Die Erste Ordnung ist ein Witz, ist zwar omnipräsent und dennoch weiß niemand genau, wie sie eigentlich entstanden ist und was das alles soll
. General Hux wurde zu einer Slapstick-Figur umgeschrieben. Tut mir leid für Domhnall Gleeson, der normalerweise so viel mehr drauf hat
- Maz Kanata, ein völlig neuer Charakter, wurde auf einen Cameo beschränkt
- Ein völlig wahnwitziger, sinnfreier Auftritt von Yoda
- Kylo Ren aka Ben Solo hat sich kein bisschen weiterentwickelt, ist weder bedrohlich noch ernst zu nehmen und wurde auf das nötigste degradiert
- Snoke hätte als brillanter Gegenspieler in Erscheinung treten können, wurde stattdessen lieber in 2 Hälften getrennt weil man Episode VI parodieren wollte
- Charaktere mit Potential wie DJ oder aber Vize Admiral Holdo wurden komplett verbraten
- Ein uninteressanter neuer Planet der an Monaco angelehnt ist?
- Luke Skywalker löst sich in Luft auf und ist als verbitterter alter Kauz gestorben, der den Glaube an die Jedis verloren hat
Ich könnte noch so viel aufzählen. Das größte Problem, was die neue Trilogie nun hat ist das fehlen eines Gegenspielers. Ein Antagonist hat nicht das Zeug dazu diese Rolle zu tragen, den anderen Antagonist ist man losgeworden indem man ihn in zwei Hälften geteilt hat. Die Erste Ordnung ist ein Kasperverein aus möchtegern Faschisten. Selbst wenn Abrams jetzt noch einen Bösewicht für Episode IX aus dem Ärmel zaubert wird es wohl nicht reichen, die Figur ausreichend zu präsentieren.
Was könnte diese neue Trilogie also noch retten? Nicht mehr viel außer ein vierter Film, der eigentlich nötig ist, um die Fehler auszubügeln die Episode VIII nun eingebürgert hat. Man braucht einen kompletten Film um die Fehler von Episode VIII halbwegs auszubügeln um diese neue Saga dann mit einem finalen Film abschließen zu können.
Ich sage es auch hier nochmal, ich habe absolut nichts gegen neue Star Wars Filme. Rogue One war grandios zum Beispiel. Das ist ein riesiges Universum mit massenhaft viel Potential, auch weiterhin. Man muss es aber schon richtig angehen bevor man diese einst großartige Reihe an Science-Fiction Unterhaltung gegen die Wand fährt. Da werden mir viele vermutlich nicht zustimmen, aber momentan gibt es für mich keinen anderen Filmemacher außer Abrams, der den Karren aus dem Dreck ziehen könnte. Die beste Entscheidung war, sich von Trevorov zu trennen der noch ungeeigneter gewesen wäre für die letzte Episode als es bereits Rian Johnson ist.