Automatische Organspende

  • In der Schweiz läuft zur Zeit mal wieder die Diskussion ob nicht jeder automatisch Organspender sein soll. Wenn man kein Organspender sein will müsste man sich melden. Also genau die umgekehrte Situation wie sie im Moment wohl auf der ganzen Erde sein dürfte.
    Man hätte zwar die Wahl, müsste sich aber aktiv drum kümmern, wenn man seine Organe nicht spenden will.


    Was haltet Ihr von der Idee? Sollte der Staat in so was persönliches Eingreifen dürfen?


    Ich für meinen Teil stehe dem mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits ist es nicht akzeptabel, dass Organe, die nicht mehr gebraucht werden und jemandem das Leben rette könnten, in einer Kiste oder im Krematorium landen. Andererseits sehe ich da auch Probleme wenn einem Jemand vorschreiben kann was mit meinen Organen passieren soll. Klar, ich hab schon noch die Wahl, aber trotzdem...
    Positiv wäre aber natürlich, dass sich jeder mit dem Thema auseinander setzen muss.

  • Ich fände es in Ordnung, wenn die Kinder bis zu ihrem 18. Lebensjahr in der Schule immer wieder darauf vorbereitet werden, wie halt bei der Verhütung, ist ja ebenso ein ernstes Thema, und sich jeder Bürger dann aussuchen könnte, ob er das machen will. Ich gebe zu, so eine zwingende Entscheidung würde ich gut heißen, da sich viele Menschen mit diesem Thema auch nicht auskennen. Meine Organe sind zum Beispiel für Niemanden brauchbar, vielleicht mein Herz, aber die anderen sind mit zahlreichen Zeug belastet, das keiner will *lach* aber da die Organe am Ende ja eh entfernt werden, finde ich die Idee ziemlich gut^^ Das würde wenigstens wieder ein wenig mehr Interesse an dieser Behandlungsmethode zeigen und die Medizin könnte darauf weiter forschen.

  • Ich fände es in Ordnung, wenn jeder automatisch Organspender ist, aber das auch abbestellen kann, wenn er will.


    Viele Leute setzen sich mit dem Thema einfach nicht auseinander, was schrecklich ist. Wollte hier shcon länger ein Organspende-Thema aufmachen, aber das hat in früheren Foren schons chlecht geklappt ("... und wenn ich dann einen Unfall hab, behandeln die erst die anderen Leute, damit ich sterbe, und die meine Organe nehmen können..." ; "... ich würde alles spenden außer mein herz, wieso, weiß ich auch nicht..:").


    Deshalb mein Aufruf: Auch ohne so einen Zwnag, werdet Organspender. Das ganze dauert nur eine Minute online zu bestellen. Oder, wenn ihr wirklich partout nicht spenden wollt, bestellt euch den Ausweis und kreuzt das an, das erspart Angehörigen das Nachdenken.

  • Kein Stück halte ich von dem Vorstoß der Schweiz. Jeder sollte frei von sich aus sagen, wenn er/sie seine Organe spenden will. Nicht andersherum.


    Zudem muss man sich mal vorstellen, wem ihr das Organ dann spendet. Nicht etwa der Person, die es braucht, nein, denn das würde in unserem System dann plötzlich Sinn im Charakter von Nächstenliebe machen. Ihr spendet euer Organ dem dort zuständigen Pharmakonzern. Dieser verkauft euer Organ dann gewinnbringend. Und da Ärzte nach Leistungen bezahlt werden ist das für manche eine gute Gelegenheit dann an der Liste rumzupfuschen und Korruption zu begehen um den Auftrag zu bekommen, geschweige denn vom Patienten noch etwas zu bekommen. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass dann die Agst der Kritiker, dass man für zu früh für tot erklärt wird, wahr wird, wenn der Organmarkt sich noch weiter ausbaut. Denn um sein Organ spenden zu können darf man nur Hirntod sein, nicht tot im eigentlichen Sinne. Und das Eine ist leichter zu behaupten als das Andere. Es hat einen Grund, warum Ärzte wegen dem Bezahlen nach Leistungssystem in anderen Bereichen schon Vertrauen verloren haben.


    Das beste von allem ist, ihr bekommt nix dafür. Ihr gebt euer Organ einem Konzern, die Krankenkasse zahlt dafür teuer Geld, damit jemand, höchstwahrscheinlich mit nicht so rechten Dingen, gerettet wird. Im Grunde würden die Spender all das Unterstützen. Wenn es hingegen direkt von Patient zu Patient gehen würde, wär das was anderes und die Krankenkassen dieses Leistungssystem nicht verwenden würden. Aber dann hätte der gemeine Patient/Bürger ja mehr Rechte, die er wahrnehmen könnte und das System wäre in erster Linie dazu da Menschen zu helfen. :rolleyes:


    Was die Schweiz da versucht ist nichts weiter, als ein geldgeiles System unter dem Vorwand der Nächstenliebe auszubauen.

    Angeklagter: "Ich erhebe Einspruch!"
    Staatsanwalt: "Sie erheben Einspruch? Wieso?"
    Angeklagter: "Mir ist nichts besseres eingefallen."
    Richter: "Einspruch stattgegeben!"
    Staatsanwalt: "Aber Exzellenz. Dem soll stattgegeben werden?"
    Richter: "Mir ist auch nichts besseres eingefallen..."

    : aus "Die Marx Brother im Krieg" ("Ducksoup").

  • Es gibt NIE einen Bezug von Spender und Patient, da hat der Spender keinen Einfluss drauf (und das ist auch gut so).Wieso Sedeux hier jetzt so eine Dystopie malt, ist mir nicht klar. Wenn es ein Überangebot an Organen gäbe, würde es doch keinen Markt geben - wäre ein freiwilliges System mit wenigen Spenden nicht viel korruptionsanfälliger ("Komm, für 50.000€ Spende ans Krankenhaus krieg ich die Leber.")? Also ich sehe da keinen Zusammenhang, habe jetzt auch in nachrichten nichts von Pharmakonzernen gelesen, die die Organe bekommen.

    Zitat

    Jeder sollte frei von sich aus sagen, wenn er/sie seine Organe spenden will. Nicht andersherum.


    Wie im Eingangspost steht:

    Zitat

    Wenn man kein Organspender sein will müsste man sich melden. Also genau die umgekehrte Situation wie sie im Moment wohl auf der ganzen Erde sein dürfte.
    Man hätte zwar die Wahl, müsste sich aber aktiv drum kümmern, wenn man seine Organe nicht spenden will.


    Also hat man immer noch die Wahl, und wem das zu anstrengend ist, nen Antrag auszufüllen, dem kann das Thema ja nicht sehr an die Nieren/ans Herz (Pun intended) gehen.

  • fänd ich persönlich sehr gut ^^
    bei organspende zählt jede minute es ist etwas wichtiges und manche tragen ihren organspendeausweis nunmal einfach nicht bei sich, wenn es anders herum wäre könnte man ziemlich sicher sein das die die das nicht wollen ihren ich bin kein organspender ausweis bei sich tragen.

    Wer Rechtschreibfehler findet darf sie sammeln, sich an die Wand pinnen und daran erfreuen^^


  • Das beste von allem ist, ihr bekommt nix dafür.



    Äääh, was soll ich denn noch großartig bekommen, wenn ich tot bin? :D Eine meiner Nieren oder einen Teil meiner Leber kann ich ja selber noch entscheiden ob ich es weg gebe oder nicht, dazu "zwingt" mich ja keiner. Und wenn ich es weiterhin nicht möchte, aus Prinzip(wie meine Mutter zum Beispiel) oder aus Religiösen(Finde ich affig, aber sollte man respektieren) Gründen, dann kann ich einfach sagen, dass ich es nicht will. Sinnvoll wäre es z.B. wenn man das einfach in den Perso eintragen lassen kann.

    Problematisch wird es mMn dann, wenn es keine Kontrollinstanzen gibt, bei einem Koma zum Beispiel. Es müssen zwar zwei externe unabhängige Ärzte zum selben Entschluss kommen, aber wer sagt mir, dass da nicht jemand doch die Finger im Spiel hat, weil ich vielleicht eine seltene Blutgruppe habe und meine Organe somit deutlich seltener auch zu bekommen sind? Dann wird evtl. der Stecker gezogen, obwohl noch die Chance besteht, dass ich aufwache. Da sollte man eine neue Instanz einführen(auch Heute schon), die das alles begleitet und eingreift, wenn da was nicht stimmt.

    Aber wenn es nach mir gehen würde, kann man hier ruhig den "Tatbestand"(Ist das eigentlich so ähnlich wie die Unschuldsvermutung?) umdrehen, also standardmäßig sind alle Organspender, und wenn man das nicht möchte, reicht ein unterschriebenes Schriftstück in der Brieftasche oder ein Kommentar beim verlängern des Persos oder ein Brief an eine Zentrale Stelle die eine Datenbank führt. Und das soll natürlich nicht alles von Heute auf Morgen passieren, sondern mit einer langen Informationsphase.

    Ich besitze auch einen Spenderausweis, hab mir einen zuschicken lassen, blöder weise finde ich aber keinen Stift der auf diesem komischen wabbeligen Plastik schreibt. :D Habe mir dann einen ausgedruckt und ins Portmonee gelegt. :P


    Und zu den Einwänden die Sedeux genannt hat, das Profitdenken muss man dann natürlich auch kastrieren. Also wirklich nur dann die Organe entnehmen, wenn jemand auf eine Spende wartet in Deutschland, und nicht einfach pauschal entnehmen und an den Höchstbietenden im In-und Ausland verkaufen. Das ist schwer oder mühselig umzusetzen, aber wenn wir dieses Thema nicht mit "Deutscher Gründlichkeit" behandeln, legalisieren wir noch aus versehen einen Teil des Menschenhandels...

  • Zitat

    Problematisch wird es mMn dann, wenn es keine Kontrollinstanzen gibt, bei einem Koma zum Beispiel. Es müssen zwar zwei externe unabhängige Ärzte zum selben Entschluss kommen, aber wer sagt mir, dass da nicht jemand doch die Finger im Spiel hat, weil ich vielleicht eine seltene Blutgruppe habe und meine Organe somit deutlich seltener auch zu bekommen sind? Dann wird evtl. der Stecker gezogen, obwohl noch die Chance besteht, dass ich aufwache. Da sollte man eine neue Instanz einführen(auch Heute schon), die das alles begleitet und eingreift, wenn da was nicht stimmt.


    Öh die beiden Ärzte und die DSO sollten ja Kontrollinstanz genug sein, oder? Ich mein, woher soll man diese neue Instanz zaubern? Entweder die wird aus bestehenden Leuten aufgebaut, wo dann die gleichen "Probleme" auftauchen, oder aus unabhängigen, wobei die Frage ist, was ist unabhängig, wnen dir zwei voneinander unabhängige Ärzte schon nicht reichen?


    Man sollte das ganze nicht überdramatisieren. Wer so Angst hat davor, soll dann halt angeben, nicht spenden zu wollen. Oder vielleicht stecken die einem vorher noch ne gefälschte Zustimmung zu?

  • Greift denn die DSO aktiv in diesen Prozess ein? Auf deren Seite steht zwar "Achtung des Willens und der Würde der Organspender", aber wenn Organempfänger künstlicher "kränker" gemacht werden, was ja nun nicht selten vorgekommen ist, kann ich mir auch gut vorstellen, dass da auch manchmal nicht alles zu 100% Richtig läuft.


    Aber gut, stimmt schon, ganz sicher kann man nie sein und wenn einem das zu gefährlich ist, vielleicht die 0,0001% von den 99,9999% zu sein bei der das schief geht, dann soll man es halt lassen.


    Das mit der gefälschten Zustimmung kann ich mir aber tatsächlich vorstellen. :D Das wäre dann zwar ein sehr filmisches Szenario, aber praktisch ist es möglich, man hat ja genug Karten mit worauf die Unterschrift ist die zu fälschen nötig ist. ^^

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man kein Organspender sein will müsste man sich melden. Also genau die umgekehrte Situation wie sie im Moment wohl auf der ganzen Erde sein dürfte.


    Sorry, aber das stimmt überhaupt nicht. Diese Regel gilt heute schon in vielen europäischen Ländern: Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, Österreich... die ganze Liste gibt es zum Beispiel hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Organspende#.C3.9Cberblick


    Ich bin auch für die Widerspruchsregelung, da sie einfach Sinn macht und Leben rettet.


    Und Sedeux, wenn du hier schon wieder solche Szenarien verbreitest, dann belege doch bitte auch mal was davon. Ebenso könnte ich behaupten, dass bei den kommenden Wahlen in Deutschland die Stimmen gar nicht gezählt, sondern das Ergebnis von einer Kommission bestehend aus 3 Illuminaten und den Wildecker Herzbuben bestimmt wird... das nennt sich dann Verschwörungstheorie.


    Mfg
    Aerith's killer

  • Ich finde das sollte man noch immer bewusst selbst entscheiden, der Staat soll da schön die Finger aus dem Spiel lassen. Eher sollte man, wie Izu schon sagt, früh damit anfangen, die Leute über das Thema aufzuklären.

    Es ist seltsam, aber was es von freundlichen Orten und guten Zeiten zu sagen gibt hört sich nach nichts an.
    J.R.R Tolkien Der Hobbit

  • Ja, kann man, aber dann auch wieder nur über Bürokratie. Ich finde das ganze hat auch etwas leicht makaberes. Versteht mich nicht falsch, ich finde es sehr ehrenvoll, wenn sich jemand bereiterklärt, seine Organe nach dem Tod zu spenden, um bedürftigen Menschen damit zu helfen, aber wenn der Staat eingreift, erinnern die Organe fast schon an Pfandgut.
    Man kommt auf die Welt und die Organe gehören praktisch schon dem Staat (es sei denn, man beschreitet den langen Weg der Bürokratie) und sie sind einem bis zum Tod nur "geliehen". Da gefällt mir die umgedrehte Variante deutlich besser und wenn man die Leute mal besser über das Thema informieren würde, könnte man wohl ähnlich viel erreichen. Aber egal wie man es nun macht, zwingen kann man letztendlich niemanden, nur habe ich das Gefühl, dass man beim schweizer Vorschlag vielleicht auch "Profit" aus der Unwissenheit Einzelner ziehen möchte.

    Es ist seltsam, aber was es von freundlichen Orten und guten Zeiten zu sagen gibt hört sich nach nichts an.
    J.R.R Tolkien Der Hobbit

    • Offizieller Beitrag

    zwiebel, klar will man von der Faulheit der grossen Masse profitieren, der das Thema egal ist, das ist ja der eigentliche Zweck der Sache.^^ Wem es nicht wichtig genug ist, sich kurz Zeit für den Widerspruch zu nehmen, für den wird eine Organspende wohl auch kaum ein Problem sein. Mit der Bürokratie (und auch sonst :D) übertreibst du auch gerade ein bisschen.


    Egal bei welchem System, das Thema ist sehr wichtig und muss immer wieder thematisiert werden. Da stimme ich voll zu!


    Mfg
    Aerith's killer

  • Ja und so hat man Schaden aus der Unwissenheit. Und nicht der Staat profitiert, sondern kranke Menschen, denen die Organe sonst fehlen. Und langer Weg de Bürokratie? Woher weißt du denn, wie lang das dauert Denke, dass das ein Antrag ist bei einem Behördengang. Das wird einen keine halbe Stunde dauern, und wem das zu lang ist, dem scheint das Thema einfach nicht so wichtig zu sein.

  • Ich sehe da auch nicht was an der bürokratie so ein riesen aufwand sein soll. Standarderklärung, unterschrift, amtlichen ausweis vorlegen --> fertig!
    Und ich sehe eher missbrauchspotential und schwarzmarkthandel wenn organe sehr rar sind. Obwohl organe wohl auch keine massengüter wären wenn alle menschen spender wären.