Ich denke, es schadet nicht, einen Thread zu haben, in dem die Leute, die fertig mit Ni no Kuni sind, ein wenig über ihre Endeindrücke schreiben und sie mit ihren Erwartungen und den Eindrücken anderer vergleichen können.
Wenn ihr über konkrete Inhalte der Geschichte redet, nutzt bitte Spoiler-Tags!
Ich habe Ni no Kuni soeben durchgespielt. Am Ende ging es bei mir (im Gegensatz zum Anfang) nur schleppend voran, da gab es auch Tage, an denen ich nur eine halbe bis zwei Stunden gespielt habe, aber nach 54 Stunden Spielzeit habe ich gerade den „Ende“-Bildschirm erblickt. Insgesamt würde ich Ni no Kuni als gutes bis sehr gutes Spiel bezeichnen; der Anfang hat mir definitiv am besten gefallen, nach etwa der Hälfte nimmt das Spiel zumindest was Atmosphäre und Geschichte beginnt ab.
Das Writing kam mir nicht mehr so gut vor und bei manchen Teilen der Handlung hätte ich mir ein viel mehr Feingefühl gewünscht. Das ist leider auch bis zum Ende so geblieben, und auch wenn es noch ein paar positive Überraschungen gab, hätte ich mir letztlich ein paar Standardphrasen weniger gewünscht und stattdessen eine, wie gesagt, feinfühligere Präsentation gewünscht. Das kriegen die Ghibli-Filme nämlich immerhin, und ich hätte mir das auch von Ni no Kuni gewünscht, wo schon so viele RPGs das nicht schaffen. Auch die Musik, obgleich gut, hat sich mit der Zeit etwas abgenutzt. Man merkt im Verlauf des Spiels immer stärker, dass der Soundtrack nur aus 21 Stücken besteht, denn viele Orte teilen sich die gleiche Musik, in den Storyabschnitten wiederholen sich immer die gleichen drei bis vier Themen und an Kampfmusik ist die Auswahl auch nicht gerade groß.
Zum Ende selbst:
Die Auflösung mit Oliver = Shadar und (Kassio)Pia = weiße Königin fand ich von der Idee her nicht schlecht. Allerdings hat es auch hier an der Umsetzung gehapert. Wenn man Figuren einbringt, die von Beginn an bedingungslos das Böse verkörpern, wird es nachträglich schwierig, ihnen eine glaubwürdige Hintergrundgeschichte zu geben. Shadar und die weiße Königin hatten ja in etwa die gleiche Geschichte: beide wollten etwas gutes tun, sind gescheitert, wurden verraten und sind dem Bösen verfallen. Das ist aber einfach nicht glaubwürdig (und war es noch nie); eine Änderung des Charakters ist schon angebracht, aber nicht gleich der Wille, die ganze Welt zerstören zu wollen (und wieder aus absolut langweiligen Gründen). Dadurch, dass die beiden vorher auch wirklich bedingungslos böse waren, hat ihre Rückbesinnung leider auch nicht einwandfrei gewirkt. Ich erwarte nicht, dass ein absolut detaillierter und komplexer Charakter konstruiert wird, aber es sollte schon eine Form von Konsistenz und glaubwürdigen Veränderungen geben.
Am meisten enttäuscht hat mich aber das sehr, sehr kurze Ende; nach dem Endkampf gab es eine kurze Sequenz und dann kamen auch schon die Credits. Danach hat man noch eine Minute Oliver über Motorville fliegen sehen und das war's. Ich bin jemand, der denkt, dass die Endsequenz die allerwichtigste im Spiel sein sollte, und dementsprechend mag ich es, durch einen ausführlichen und gut präsentierten Abschluss ein Gefühl von Komplettierung zu bekommen. Bei Ni no Kuni war es aber einfach vorbei, was ich schade fand.
Die Kämpfe gegen Shadar und der letzte Kampf im Spiel fand ich übrigens im Gegensatz zum Rest ausgesprochen herausfordernd.
War jedenfalls ein schönes Spiel mit toller Atmosphäre und viel Charme. Hätte definitiv besser sein können, und anders als einige andere habe ich mich grundsätzlich am Gameplay nicht gestört (trotz einiger Patzer im Kampfsystem, und damit meine ich größtenteils nicht einmal die hier angesprochenen Mechaniken), was mich auch davon abhält, Ni no Kuni als „sehr gut“ abzustempeln, aber durch die Detailverliebtheit, die Spielwelt und die grundsätzlich liebenswürdigen Charaktere war es auf jeden Fall ein gutes Spielerlebnis.
Meine (persönliche und subjektive) Wertung: 7,5/10 Punkten