The Saga of Eyune
Es war mitten in der Nacht, während eines Gewitters, in der Nähe eines kleinen Bauerndorfes. Eine Gruppe Goblins, fünf an der Zahl trieb sich gerade hier herum, um Nahrung zu besorgen. In Form von Weizen, Nutztieren oder sogar Menschenfleisch, das war dem Meister egal. Es sollte gut schmecken, das war die Hauptsache, und ihm schmeckte fast alles gut. Die Goblins hatten zwei Karren dabei, vor die normalerweise Esel gespannt wurden, aber die Tiere, die den Wagen früher gezogen hatten, waren längst nur noch sauber abgenagte Gerippe, die irgendwo vor dem Heim des Meisters verrotteten. Nun aber stellten die Goblins die Karren ab und schlichen so leise es nur ging, zum Gebäude, das ihnen am nächsten war. Dort angekommen, gruben sie ein Loch, damit einer von ihnen hineinschlüpfen und den Stall von innen heraus öffnen könnte. Der Kleinste von ihnen kroch wenige Minuten später durch, während sich die anderen zum unbeleuchteten Vordereingang begaben. Der Rechte der beiden großen Türflügel gab knarzend den Weg in das Gebäude frei, die Goblins machten sich an die Arbeit. Zwei Esel wurden aus den Pferchen geholt, außerdem drei Kühe und mehrere Ziegen. Die Pferde blieben dort, wo sie waren. Erstens waren sie zu bockig, wollten sich also nie von den Goblins herausführen lassen und zweitens war ihr Fleisch unangenehm zäh und sehnig. Die Kühe wurden nun von einem der Goblins vom Dorf weggeführt, während die Esel zu den Karren gebracht und dort das Geschirr angelegt bekamen. Die Tiere trotteten nun hinter den Goblins her, die sie zu einer Scheune brachten, in der große Teile des vor kurzem geernteten Weizens und der Gerste aufbewahrt wurden.
Keine 20 Minuten später waren beide Karren beladen und schon wieder auf dem Weg nach Hause. Nach einer Weile hatte der kleine Konvoi auch schon sein Ziel erreicht. Er fuhr durch das Tor und über die gesamte Ebene bis zur Mitte. Obwohl die Nacht stockdunkel war, hier innerhalb der imposanten Mauern war jederzeit ein rotes Leuchten am Boden zu vernehmen und der Himmel leuchtete ab und an in einem Braunton auf. Ein Beobachter von außerhalb der Mauern hätte weder das rote Leuchten am Boden, noch das Braun über der Ebene sehen können. Beides war für außenstehende Unsichtbar gemacht worden, hielt sie auch nicht davon ab, zu versuchen, über die Mauern zu kommen. Doch sollte es einer wagen, dann würde er binnen Sekunden von einem mächtigen Zauber erwischt werden.
Auch bei den Toren war kein einfacher Durchgang, denn man musste die Trollwächter, die die Tore öffneten und schlossen besiegen. In der Mitte der Ebene, auf einem kaum wahrnehmbaren Hügel stand, wo einst das Zentrum einer wunderbaren und aufblühenden Stadt, war ein gewaltiger Turm, von welchem das Leuchten ausging.Der Pfad der Goblins führte direkt zum Eingang eben dieses Turms, dessen dutzende und aberdutzende Räume mit einem komplizierten System aus magischen Teleportern miteinander verbunden waren. Drinnen angekommen, nahmen sie den Eseln einfach das Geschirr ab und leerten die Karren einfach auf den Steinboden aus, danach gingen sie aus dem Turm und nahmen die Karren mit. Die Tür wurde geschlossen, danach hatten sie erst einmal frei und taten Dinge, die Goblins eben in ihrer Freizeit tun. Manche dieser Dinge sind für niemanden geeignet, deshalb werden sie Unerwähnt gelassen.
Im Turm indessen hatte ein alter Mann, mit einer roten und auf den ersten wie auch zweiten Blick sehr alten Magierrobe bekleidet, den erfolgreichen Diebstahl durch die Goblins mit einer Kristallkugel beobachtet. Er ließ die Esel und das Geerntete in der Küche des Turms erscheinen, wo sie eine Weile gelagert wurden, bis der Alte hungrig wurde. Dann machten sich drei Goblins ans Werk, entweder mit dem Getreide Brot zu backen oder aus den Eseln einige delikate Gerichte zuzubereiten. Man mochte es den kleinen und oftmals buckeligen Kreaturen nicht ansehen, doch konnten sie Mahlzeiten zubereiten, die so manchen Drei- oder Viersternekoch vor Neid erblassen lassen würden.
Der alte Mann grübelte nun ein wenig und entschied, den Krieg zwischen Kaldaria und dem Zaydanischen Imperium zu beobachten. Ein wenig Zerstreuung konnte nie Schaden. Außerdem hatte er momentan auch nichts besseres zu tun, denn in all den Jahren las er jedes Buch in diesem Turm mehrere Male, das eine öfter, das eine seltener. In fast fünzig Jahren der Gefangenschaft konnte man erstaunlich viel lesen und lernen, üben und zaubern.
Aber während er nun eine weitere Schlacht beobachtete, begann er, zu lächeln. Kein freudiges Lächeln, wie man es lächelt, wenn man Verwandte wiedersieht, nach einer langen Reise nach Hause kommt oder ähnliches. Es war ein Lächeln, das wusste, dass es endlich Rache bekäme, aber auch wenig Verrücktheit floß ein. Das Lächeln eines Magiers, dessen Macht sich im Laufe seiner Gefangenschaft um ein vielfaches vergrößert hat.
Seine Stimme erklanG, und sie durchbohrte die vorherige Stille der Hallen mit einem tiefen, aber auch alten Ton: "Bald, bald. Nur noch einige wenige Wochen oder Monate, dann endlich bin ich frei..."