Ist ja schon ein paar Jahre her wo Max Payne hier ein Thema war. Aber mit den Remakes die in den vermutlich nächsten 20 Jahren mal erscheinen werden (jetzt kommt ja erstmal Alan Wake 2 von Remedy) wird sich das wohl ändern. Remedy plant hier ja nicht zwei Remakes sondern macht die ersten beiden Max Payne Titel zu einem Gesamtwerk. Würde man die Spiele nicht denken könnte man meinen, dass einen hier eine Content-Bombe erwartet, aber sofern es ein 1:1 Remake der beiden Spiele wird, kommt man hier vermutlich auf ne Spielzeit von 10 Stunden, da beide Spiele wirklich nicht länger als 5, maximal 6 Stunden gehen. Und das ist absolut in Ordnung so, die Spiele dürften nicht länger sein, Teil 3 ist schon etwas länger mit circa 8 Stunden und könnte, wie ich finde, auch ruhig ne Stunde kürzer sein indem man einfach auf etliche Cutscenes verzichtet.
Ich habe mich auf der Series S nun allen 3 Spielen angenommen und auch alle 3 beendet. Gespielt hatte ich sie alle vorher schon mal, aber nie durch. Bei Teil 1 bin ich mir wie letztes Jahr bei Silent Hill nicht sicher, ob ich das Spiel nicht doch damals schon beendet hatte (nämlich auf der Original Xbox), bin mir aber mittlerweile relativ sicher, dass das nicht der Fall war. Am wenigsten hatte ich vorher Teil 2 gespielt, mit Teil 3 stand ich sogar relativ lange auf Kriegsfuß und habe nun eine Überraschung erlebt.
Hier mal ein kurzes Fazit zu den 3 Ablegern:
Max Payne
Technisch damals State of the Art, ist es wie viele Spiele dieser Art wo es frühe 3D Technologie gab (Super Mario 64, Ocarina of Time) nicht wirklich gut gealtert. Es sieht durch die digitalisierten Gesichter recht abstrakt aus, aber der Look hat auch heute noch was. Spielerisch hingegen bin ich überrascht, wie gut es sich noch spielt und wie viel Spaß Max Payne auch heute noch macht. Die Rache-Story ist natürlich ein wenig ausgelutscht, die Film Noir Detektivgeschichte hingegen funktioniert aber auch heute noch richtig gut. Die Monologe von Max Payne, der hier herrlich zynisch, sarkastisch und gesellschaftskiritisch ist, kommen auch über 20 Jahre später noch verdammt gut. Verpackt in den Gaphic-Novel Cutscenes ist das alles auch im Jahr 2022 noch sehr cool. Die surrealen Albtraum-Level sind dank ständig möglichem Quick Save gut machbar. Insgesamt also noch ein verdammt guter Third Person Shooter der vermutlich wie kaum ein anderes Spiel die Zeitlupenmechanik so gut eingesetzt hat. Hatte mit dem Spiel wirklich viel Spaß, daher gibt es 8,5/10 Punkte.
Max Payne 2
Teil 2 sieht schicker aus und führt fungiert als direktes Sequel. Das Spiel wurde als Film Noir Love Story beworben und das ist auch das große Thema der Story. Stilistisch unterscheidet es sich schon vom Erstling. Das Setting bleibt New York, aber alles ist wesentlich weniger versifft und zwielichtig. Porträtiert wird Max nicht mehr von Sam Lake sondern dem Schauspieler Timothy Gibbs, die Stimme leiht ihm aber weiterhin James McCaffrey. Aber vermutlich nicht wenn man seine Konsole auf Deutsch gestellt hat. Zu meiner großen Überraschung, ich konnte mich nicht dran erinnern, hat das Spiel eine deutsche Vertonung die sehr ordentlich ist (Teil 1 hatte nicht einmal deutsche Untertitel) und Max hier von Torsten Michaelis gesprochen wird, der bei uns meistens Sean Bean und Wesley Snipes spricht. Für mich gibt es mit James McCaffrey zwar nur einen "wahren" Max Payne, aber Torsten Michaelis hat das schon ziemlich gut und glaubhaft gemacht. Anders als die englische Vertonung da seine Stimme das komplette Gegenteil von James McCaffrey ist, aber schon ziemlich gut "anders".
Spielerisch war es More of the Same, hat weiterhin Spaß gemacht aber ich merkte bereits, dass sich die Formel hier bereits abgenutzt hat. Auch die Story fand ich deutlich weniger überzeugend als im Vorgänger. Das grö0te Problem ist hier das Remedy typische Level-Design welches größtenteils aus Industrievierteln besteht. Das ist ihr Stil, ein Stil, der im Erstling aber noch nicht so präsent war. Auch die Level in Alan Wake und Control strotzen ja nicht wirklich vor Ideenreichtum, Control überzeugt aber zumindest mit seinem verschachtelten, sehr abstrakten Leveldesign.
Leider wurden in Teil 2 die Bluteffekte ziemlich reduziert, damit wollte man die Scheißereien wohl etwas realistischer gestalten. Aber manchmal bemerkte ich kaum, ob ich einen Gegner überhaupt getroffen habe. Erinnert ein wenig an alte deutsche USK-Versionen. Auf PC gibt es eine Blood-Mod.
Teil 2 ist immer noch ein gutes Spiel und ich bin sicher, Remedy hatte hier noch einen dritten Teil in der Hinterhand, aber für Take-Two war das ganze ein Verlustgeschäft. Ein gutes Spiel, aber die Story, der etwas weinerliche und verliebte Max sowie das Leveldesign haben mir nicht ganz so zugesagt. Daher 7,5/10 Punkte.
Max Payne 3
Das GTA Max Payne. Das Spiel benötigt keine 20 Minuten bis sich die Handschrift von Sam Houser offenbart. Hat Remedy der Reihe seinen eigenen Stempel aufgedrückt, so ist es exakt das gleiche bei Rockstar Games. Max Payne könnte hier problemlos der Protagonist in einem GTA Spiel sein. Wobei er natürlich längst nicht so krass überzeichnet ist wie ein GTA Protagonist, somit würde ich eher sogar einen Vergleich zu Red Dead Redemption ziehen. Ich bin damals nicht wirklich damit warm geworden, was man aus Max Payne gemacht hat. Einen zynischen Säufer der abhängig nach Schmerzmitteln ist und in einer riesigen Midlife-Crisis badet. Knapp 10 Jahre später bin ich aber komplett anderer Meinung. Man hat ihn gut getroffen. Ich hatte mich damals gefragt, wie ein Max Payne in der heutigen Zeit wohl aussehen könnte, nach allem, was ihm passiert ist. Es wird einem erst bei seinem Zustand hier so wirklich bewusst, dass das, was man in den Vorgängern zu sich genommen hat um seine Energie wieder aufzufüllen Schmerzmittel waren. Max Payne ist ein Wrack.
Auch wenn das Spiel relativ geschickt den zweiten Teil ignoriert, so bekommt man aber doch ein gutes Bild davon, was dem Charakter passiert ist. Motion Capture und Stimme übernahm diesmal komplett James McCaffrey. Hätte sich Rockstar entschieden aus dem Spiel eine Visual Novel zu machen die zu 70% aus den Monologen von Max besteht, hätte ich diese in Empfang genommen. In Sachen Dialogen/Monologen muss sich Max Payne 3 vor seinen Vorgängern nicht verstecken. Ich habe dann doch schon eher ein Problem damit gehabt, warum man in der zweiten Spielhälfte aus ihm eine Art John McClane gemacht hat. Ironischerweise ist Max Payne hier ein besserer John McClane als er es in Stirb Langsam 4-5 war. Optisch sieht das Spiel noch verdammt gut und könnte problemlos als Remaster erscheinen. Der Ortswechsel zu São Paulo in Brasilien tat ganz gut nach dem finsteren New York, allerdings ist es schon der krasseste Kontrast zu New York den man haben kann wo alles finster und trüb war (es gibt noch 2 Rückblick-Kapitel, die in New York spielen). Das Gameplay macht ne menge Spaß, auch wenn es auch hier in der zweiten Spielhälfte fast nur noch ein Deckungsshooter ist wo man auf die Bullet Time nicht mehr so wirklich angewiesen ist. Das Zielen könnte mit Controller deutlich besser sein, aber man kommt schon klar. Mit Maus und Tastatur ist das nochmal ein ganz anderes Spielgefühl.
Die Story fand ich Ok. Deutlich weniger Twists und Turns, aber dafür ist sie auch nicht konzipiert. Es ist keine Detektivgeschichte sondern ein Actionfilm. Da bekommt man Szenen geboten, die ich in einem Third Person Shooter so bisher noch nicht gesehen habe. Viel interessanter als die Story ist und bleibt aber die Entwicklung von Max als Charakter, da hat man schon gute Arbeit geleistet, wenn auch sehr kontroverse.
Die größte Unverschämtheit sind leider die Cutscenes mit ihren nervigen Effekten. Auch hier gibt es ne PC-Mod die die Cutscenes in ihren Normalzustand versetzt, aber auf Konsole bringt das nicht viel. In vielen Cutscenes passiert zudem zu wenig, sind zu lang und muss man irgendwas neu starten, muss man sich manche Szenen fast komplett neu nochmal ansehen.
Insgesamt aber ist Max Payne 3 ein verdammt gutes Spiel. Es revolutioniert nichts, revitalisiert aber und hat altbekannte Elemente aus dem Genre ziemlich gut umgesetzt. Von mir gibt es 8/10 Punkte.